Gedanken schaffen Tatsachen

Gedanken sind Realität: Wie wir unsere Welt mit unserer Vorstellungskraft erschaffen

Stell dir vor, du lebst auf dem Mars und gehst an einem Sonntagnachmittag in einen Anthropologischen Garten, kurz Anthropo genannt. Deine marsianischen Kinder gehen begeistert mit …

In diesem Anthropo leben Menschen in Freigehegen. Die Freigehege sind sehr unterschiedlich gestaltet. Es gibt Urwälder, Steppen und städtische Szenerien. Einige Menschen laufen in Straßenschluchten hin und her, andere verbringen ihre Zeit in sogenannten Mietswohnungen, wo sie sich manchmal zusammen an einen Tisch setzen und dort etwas essen und trinken. 

Die marsianischen Menschenpfleger servieren das Essen in Töpfen und Schüsseln, so mögen das die Menschen. Zum Schlafen legt sich der Mann auf die Coach, die Frau geht in ein Nachbarzimmer. In manchen Wohnungen haben sie ein gemeinsames Schlafzimmer, aber der Blick in die Schlafzimmer wird marsianischen Besuchern verwehrt.

Deine Kinder bleiben gerne beim Baustellengehege stehen. Es herrscht immer ein enormer Lärm. Entweder weil ein Haus hochgezogen oder weil es zwei Wochen später wieder abgerissen wird.

Das, was du als marsianischer Besucher bei dem menschlichen Treiben siehst, sind Tatsachen: Die Menschen stehen, laufen, liegen, sitzen, essen, gucken, kratzen, anfassen, fallen lassen. Auf der Baustelle: rühren, hämmern, schlagen, klatschen, schwenken, heben. Schreien, rufen. 

Ekke Scholz unterstützt mit seinem Progressivem Beziehungscoaching Menschen, die ihre Beziehungskrise überwinden wollen.

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Ich freue mich auf unseren Austausch!

Tatsachen​

Tatsachen sind immer ganz einfach und alle Menschen auf der Welt erleben es gleich.

Tatsachen sind all die Dinge, die um uns herum passieren. Sie sind der Ausgangspunkt für unsere Meinungen, Urteile, Bewertungen, Glaubenssätze usw. An diese Tatsachen „heften“ wir unsere subjektiven Gedanken. 

Wenn aus einem „Gucken“ ein „blödes Gucken“ wird, und wenn aus einem „Essen“ ein „Fressen“ wird, dann steckt schon jede Menge Meinung in diesen Begriffen.

Bewertende Gedanken​

Bei der Begegnung mit vor allem fremden Menschen können wir – theoretisch – sachlich bleiben. Bei Menschen, die uns nahe stehen, ist das so gut wie nicht möglich. 

Je näher uns eine Person steht, desto schwerer fällt es uns, neutral über sie zu denken. Es ist eine eher therapeutische Haltung, die wir einem Freund oder einer Freundin gegenüber nicht einnehmen wollen. Es fühlt sich distanziert an. Und das ist es auch.

Wir haben eine Meinung über diesen oder jenen Menschen, auch wenn wir nicht immer in der Lage sind, unsere Meinung detailreich zu formulieren. Im Alltag sind wir gar nicht in der Lage, zwischen Tatsachen, Gefühlen, negativen oder positiven Gedanken, Gefühlen und Meinung zu unterscheiden. Und hier beginnt die menschliche Kommunikation. Manchmal ein Desaster.

Wir wollen immer recht behalten und manipulieren unsere Gedanken, so dass wir recht bekommen.

Fallbeispiel

Negative Bestätigung

Tatjana beschreibt sich als unsicheren und schüchternen Menschen. Sie fühlt sich von vielen andren Menschen nicht wahrgenommen oder wertgeschätzt. Gleichzeitig sagt sie über sich: „Ich bin ja auch nicht liebenswert!“

Eines Tages kommt sie im Coaching auf ihren Arbeitskollegen Marcel zu sprechen, den sie „sympathisch“ findet.

Sie findet es schade, dass er sich in ihrer Nähe nicht wohl fühlt. Sobald sich beide im Gang oder in der Kantine treffen, wirkt es so, als wäre er auf dem Sprung. Seine Hände fahren nervös durch sein Haar, er wendet viel den Kopf ab und schaut sich um. Gelangweilt. Es ist, als würde er am liebsten abhauen.

„Bleibt er denn stehen, wenn ihr euch im Gang begegnet?“ – „Schon.“

„Hat er denn „gute“ Ausreden, warum er weitergehen muss?“ – „Er muss selten weitergehen.“

„Wendet er nur den Kopf oder sieht er dich auch an?“ – „Er schaut mich auch an!“

„Welche Augenfarbe hat er?“ – „Blau!“

„Was siehst du in seinen Augen?“ – „Manchmal leuchten sie ein bisschen!“

„Wie verläuft das Gespräch? Redet ihr gleich viel oder redet einer mehr?“ – „Er redet eindeutig mehr!“

„Redet ihr nur über Berufliches oder auch Privates?“ – „Auch Privates!“

„Und dabei fährt er sich ständig mit den Händen durch die Haare?“ – „Manchmal kratzt er sich auch im Gesicht!“

„Lacht er?“ – „Viel!“

„Und du?“ – „Ich auch. Ich bin total verlegen!“

„Kratzt du dich dann im Gesicht?“ – „Nee, ich kratze mich viel an meinen Händen!“

„Und dein Kopf?! Schaust du dich manchmal um?“ – „Die ganze Zeit schaue ich mich um. Irgendwie will ich nicht, dass man uns sieht und denkt … „

„… dass du Marcel sehr magst und er dich auch?“

Tatjana schlägt die Augen nieder und lächelt: „Ja!“

Ihr Glaubenssatz, dass sie nicht liebenswert ist, hat es ihr unmöglich gemacht zu sehen, was tatsächlich passiert. Sie hat Marcels Verhalten sofort so interpretiert, dass sich ihr Glaubenssatz „Ich bin nicht liebenswert“ einmal mehr bewahrheitet.

Mit unseren Glaubenssätzen filtern und „verstehen“ wir die Welt um uns herum. Sie automatisieren unser Verhalten und blenden uns, weil wir nicht mehr sehen, was wirklich passiert. 

So bauen wir uns unsere eigene Welt. Wir glauben, „Tatsachen“ zu beurteilen, und merken gar nicht, wie unsere Urteile zu Tatsachen werden.

Bei der Begegnung mit vor allem fremden Menschen können wir – theoretisch – sachlich bleiben. Bei Menschen, die uns nahe stehen, ist das so gut wie nicht möglich. 

Je näher uns eine Person steht, desto schwerer fällt es uns, neutral über sie zu denken. Es ist eine eher therapeutische Haltung, die wir einem Freund oder einer Freundin gegenüber nicht einnehmen wollen. Es fühlt sich distanziert an. Und das ist es auch.

Wir haben eine Meinung über diesen oder jenen Menschen, auch wenn wir nicht immer in der Lage sind, unsere Meinung detailreich zu formulieren. Im Alltag sind wir gar nicht in der Lage, zwischen Tatsachen, Gefühlen, negativen oder positiven Gedanken, Gefühlen und einer Meinung zu unterscheiden. Und hier beginnt die menschliche Kommunikation. Manchmal ein Desaster.

Positive und negative Gedanken​

Durch Bewertung bekommen Tatsachen Bedeutung. Ohne wirklich nachzudenken fragen wir uns: Bleibt durch das, was gerade passiert, unser Status quo erhalten oder bringt es Unordnung in unser Leben? Sorgt das, was gerade passiert, dafür, dass wir in unserer Komfortzone bleiben können oder katapultiert es uns in die Panikzone?

Der Begriff „neutraler Gedanke“ ist nicht wirklich geläufig. Gedanken sind für uns entweder positiv oder negativ. Die einen beflügeln uns, die anderen ziehen uns runter. Die Bedeutung macht’s. 

In der Literatur werden die negativen Gedanken immer wieder als Selektionsvorteil betrachtet. Und das Adrenalin als Panikhormon ist eine Art Beweis.

Warum sollte positives Denken keinen Vorteil für das Überleben haben?

Ich kann diese wissenschaftliche Erkenntnis nicht teilen. Warum sollte das positive Denken und die damit verbundene Freude am – sagen wir – Gelingen einer neuartigen Erfindung keinen Selektionsvorteil bringen? Und natürlich muss es nicht immer eine große Nummer sein.

Wenn einem Musiker beim Üben etwas Schwieriges gelingt und er von Freudehormonen überschüttet wird, hat seine Freude, schwierige Passagen zu meistern, sicherlich einen „Selektionsvorteil“ gegenüber anderen Musikern.

Gedanken über die Gedanken

Unser Geist ist erstaunlich. Nicht nur, dass wir uns über die Tatsachen, die wir wahrnehmen, Nach-Denken können. Nein, wir können außerdem über unsere Gedanken nachdenken.

Wir können über das, was wir geplant und gedacht haben, nachdenken und ein Urteil fällen. Entweder analysieren wir eine Planung, sprich den Gedankenablauf im Nachhinein, oder korrigieren uns während einer Planung. Dann besteht zwischen planenden Gedanken und unseren Bewertungen eine sehr kurze Feedback-Schleife. Eine wunderbare Fähigkeit, die wir sicherlich den Tieren voraushaben, und die uns zu dem macht, was wir sind.

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Diese Art des Nachdenkens über unsere Gedanken – schlaudeutsch Metakognition genannt – ist sehr produktiv … und sehr unproduktiv. Nämlich dann, wenn wir aus der sachlichen Analyse aussteigen und uns selbst gegenüber polemisch werden. Wer kennt sie nicht, die Gedanken, mit denen wir uns selbst fertig machen und uns verurteilen? „Ach wie dumm von mir!“ oder „Das hätte ich besser planen müssen!“

Diese Fähigkeit, uns von unserem Denken distanzieren zu können, ist auch sehr heilsam. Denn durch dieses Distanzierungsvermögen können wir über uns selbst nachdenken. Über unser Denken. Unser Fühlen. Unser Empfinden

Wir können uns selbst und unsere Gedanken beobachten. Nur müssen wir uns dessen erstens bewusst werden und zweitens gezielt anwenden, um uns aus unseren verschiedenen Verhaltens- und Denkmustern „herauszuarbeiten“.

Gedanken werden Tatsachen​

Wie du oben gelernt hast, folgt auf die Wahrnehmung einer Tatsache das Nach-Denken. Sobald wir etwas wahrgenommen haben, machen wir uns Gedanken, bilden eine Meinung und sortieren es in unsere verschiedenen Bedeutungsschubladen ein.

Bewertende Gedanken geben den Tatsachen eine gewisse Ladung. Ist diese „Ladung“ positiv – löst sie bei uns Freude aus. Erleben wir sie negativ, löst sie WutAngst oder Trauer aus.

Umgangssprachlich ist dieses Mischmach aus Gefühlen, Gedanken (Meinungen, Glaubenssätzen etc.) und äußeren Sachverhalten Tatsachen. Realität. 

Erklärungsneurotiker

Zu den einfachen Etikettierungen (das ist gut, das ist schlecht) kommt hinzu, dass wir alles, wirklich alles versuchen zu erklären: das Verhalten eines Menschen oder die Entwicklung von Tatbeständen und Sachverhalten. 

Wie konnte es nur passieren, dass Peter das Glas umstößt? Warum geht Vera nicht nach Haus? Warum ist Olaf fremdgegangen? Warum lässt Moni mich nie ausreden?

In unseren Augen hat alles einen Grund, warum es ist, wie es ist. Und wenn wir den Grund nicht kennen und auch nicht nachforschen, erfinden wir ihn. Das ist nicht immer schön für die betroffenen Personen.

Wenn sich Ludger beispielsweise mit einem Freund zum zweiten Mal innerhalb einer Woche trifft – was ungewöhnlich ist –, findet seine Bärbel das komisch und überlegt, warum er das wohl macht. Da sie Ludger nicht fragt, sagt ihr Verstand ihr, dass eine Frau dahinter stecken muss …

Als in der Nacht zurückkommt, geht ihr Puls schneller und sie kann sich schnippische Bemerkungen nicht verkneifen. Am nächsten Tag macht sie ihm eine Eifersuchtsszene.

Aber worauf reagiert sie eigentlich? Warum geht der Puls hoch? Warum kann sie sich die schnippischen Bemerkungen nicht verkneifen?

Der Grund für ihre Eifersuchtssymptome sind ein Schäferstündchen, das sich aber nur in ihrem Kopf abspielt. Wir reagieren eben nicht auf das, was tatsächlich passiert, sondern auf das, was wir denken, was passiert.

Erklären – auf Teufel komm raus

Wo immer es geht, stellen wir kausale, also Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge her. Sobald wir etwas verstanden haben, atmen wir auf. Und verzweifeln, wenn wir Zusammenhänge nicht verstehen.

Eine Klientin namens Barbara versuchte monatelang zu verstehen, warum ihr Partner fremdgegangen ist. Erst suchte und fand sie eigene Erklärungen, die sie aber selbst sofort anzweifelte. Und als sie dann endlich ihren Partner fragte, konnte er keine Antworten geben, die sie befriedigte. Sie glaubte, er lüge.

Auf meine Frage, wie seine Antwort hätte lauten müssen, fand sie keine Antwort. 

So sind wir manchmal in einer Erwartungshaltung ohne zu wissen, was wir erwarten.

Weißt du immer ganz genau, was du von deinem Partner oder anderen Mitmenschen erwartest? Hast du deine Erwartungen völlig durchdacht?

Manchmal erwarten wir vom Partner etwas, ohne jedoch genau zu wissen, was dieses Etwas ist.

Ich will Beispiel aus dem Alltag erzählen, wie es nicht sein sollte: Karsten hat immer wieder Streit mit seiner Lebensgefährtin Vera, die von ihm mehr Ordnungssinn erwartet. 

In den Gesprächen über diesen Konflikt stellt sich heraus, dass er zunächst keine konkreten Vorstellungen über Ordnung hat. Nach einem unserer Gespräche startet er völlig unerwartet eine Art Ordnungs-Challenge. Die Bücher, die sonst im Wohnzimmer verteilt liegen, werden ins Regal geräumt und die alle Bücher ganz neu sortiert; nicht nach Inhalt, sondern nach Farbe der Buchrücken. Das entspricht überhaupt nicht Veras Vorstellungen von Ordnung. 

Im Grunde genommen hat sie erwartet, dass Karsten sich ihrer Vorstellung von Ordnung geschmeidig einfügt und alles so aufräumt, wie es ihr gefällt.

Oder stell dir doch einmal folgende Situation vor. Du als Frau erwartest, dass dein Partner nicht dir selbstverständlich das Kochen überlässt, sondern dass auch er kocht. Fifty-fifty wäre super. Und eines Tages – als hätte ihn in der Nacht eine Fee geküsst – kocht dein Partner für euch zwei, für die Familie. Aber nicht vegan, auch nicht vegetarisch, sondern er haut Fleisch in die große Pfanne. War es was, was du erwartet hast als Vegetarierin?

Wenn wir unsere Erwartungen aussprechen, wollen wir in der Regel, dass die Partner es so handhabt wie wir. Oder wie wir es brauchen.

Kann das gut gehen?

Non Contingent Reward Experiment​

Um zu verdeutlichen, wie wichtig es uns Menschen ist, Sachverhalte / Tatsachen und das Verhalten unserer Mitmenschen zu verstehen, stelle ich dir das sogenannte „Non Contingent Reward Experiment“ aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts vor.

Die Versuchsteilnehmer wurden vor eine Maschine mit bunten Knöpfen gesetzt. Ihre Aufgabe war es zunächst, diese Knöpfe so lange zu kombinieren, bis ein Klingel-Ton signalisierte: diese Kombination ist richtig. Es gab mehrere Durchläufe. 

Durch Versuch und Irrtum und durch Nachdenken sollten die Teilnehmer die Gesetzmäßigkeiten hinter den Kombinationsfolgen herauszufinden.

Was die Versuchsteilnehmer nicht wussten: der Ton klingelte nach dem Zufallsprinzip. Es gab also keine richtigen oder falschen Kombinationen.

Trotzdem stellten die Probanden Regeln und gesetzmäßige Zusammenhänge zwischen ihren Kombinationen und dem Klingelton her. Und jeder konnte das Prinzip hinter den „richtigen Kombinationen“ begründen.

Selbst als die Teilnehmer über das Zufallsprinzip aufgeklärt wurden, behaupteten sie steif und fest, es steckten „Gesetzmäßigkeiten“ hinter den Kombinationsfolgen. Sie wollten nicht glauben, dass ihre Erklärungen nicht stimmen konnten.

Erklären und begründen ohne Ende

Die Teilnehmer hatten mit ihren Begründungen Zusammenhänge geschaffen, die keine waren. Darum geht’s.

Und so wie die Versuchsteilnehmer suchen auch wir Erklärungen dafür, warum unser Partner so handelt, wie er handelt – und finden einen Grund. Er redet nicht mit mir, weil … Sie ist so herzlos mit ihren Eltern, weil … Mein Kind ist so unruhig, weil … Es ist ja kein Wunder, dass … , weil …

Wer einmal auf seine oder die Sprache der anderen achtet, wird erstaunt sein, wie viele Erklärungen wir für das Geschehen um uns herum haben. Es gibt kaum etwas, das vor unserer Erklärungsneurose verschont wird.

Wenn du an dieser Stelle aufhören würdest zu lesen und ich würde es bemerken, würde ich vielleicht denken, dass dir der Text zu langweilig ist. Oder weil ich alles viel zu kompliziert geschrieben habe …

Aber vielleicht bist du einfach nur müde. Weil du über das Non Contingent Reward Experiment nachdenken willst. Weil du dir Beispiele aus deinem eigene Leben überlegen willst. Weil …

Was haben meine Begründungen mit deinen Gründen zu tun? Wo überschneiden sie sich? Nirgends. Und das ist unsere Normalität.

20 Jahren Ehe

Je länger wir unseren Partner kennen, desto häufiger haben wir uns unseren Partner erklärt. Wir glauben zu wissen, warum er wie handelt – oft ohne mit ihm darüber gesprochen zu haben. Wir behalten unsere Urteile für uns und halten sie für Tatsachen.

Da sich unsere Erklärungen über ihn nicht ändern, bleibt unser Partner, wie wir schon immer über ihn gedacht haben.

Je öfter wir unsere Gedanken wiederholen, desto glaubwürdiger halten wir sie. Nach 20 Jahren Ehe kennt man seinen Partner eben. Doch im Grunde genommen kennt man nur seine eigenen Gedanken und Erklärungen, die wir vor 20 Jahren zum ersten Mal gedacht haben.

Es gibt so gut wie keine Momente in unserem Leben, in denen wir die Welt so wahrnehmen wie sie ist. Wir formen und verformen sie mit unseren Gedanken.

Am ehesten gelingt uns die wertfreie Betrachtung noch in der Natur, bei einem Spaziergang durch einen Wald. Die Natur können wir so wahrnehmen wie sie ist. Das macht einen Spaziergang so erholsam – sofern wir den Alltag loslassen können. Die Begegnung mit der Natur befreit uns von unseren vielen Gedanken, die uns überrumpeln, sobald wir Menschen begegnen.

Inneres Drama

Ein gutes Beispiel, wie wir uns mit unseren Gedanken innerliche Dramen inszenieren, ist ein kleine Episode aus Christas Leben. Sie kam zu mir, weil sie sich unsicher in ihrer neuen Beziehung fühlte und ein scheinbar harmloser Vorfall hatte sie tagelang beschäftigt: Sie hatte bei Johannes, ihrem neuen Partner, eine besondere Shampooflasche entdeckt und sich sofort gefragt, ob diese etwas mit seiner italienischen Ex-Freundin zu tun haben könnte. Christa war sofort eifersüchtig. 

Diese eine Flasche löste in ihr eine ganze Kaskade von Gedanken aus, die sie von Tag zu Tag mehr verunsicherte. 

Das Problem war, dass sie vor ihrem neuen Freund nicht als eifersüchtig dastehen wollte. Deshalb traute sie sich nicht, ihn auf diese Flasche anzusprechen. Sie wollte ihre Eifersucht nicht „verraten“.

Solche Gedankenspiralen haben manche Menschen fast täglich. Oft hängen wir uns an kleinen Details auf und bauen daraus ganze Welten in unserem Kopf. Je mehr wir grübeln, desto weiter entfernen wir uns von den Tatsachen. 

Anstatt anzusprechen, was uns bewegt – in Christas Fall die Eifersucht –, drehen wir uns im Gedankenkarussell. Christa wollte unbedingt „gut“ dastehen. Möglichst unkompliziert. Doch das Gegenteil ist passiert.

Dadurch, dass sie ihre Eifersucht für sich behielt, aber in Johannes Bad ständig dran erinnert wurde, konnte sie sich in Gesprächen mit ihrem Partner überhaupt nicht auf Gespräche konzentrieren. Die gemeinsame Zeit mit Johannes wurde immer komplizierter.
Zufällig und zum Glück kam Johannes von sich auf das Shampoo zu sprechen und Christa erfuhr, dass er sich das Shampoo bei einem Kurzurlaub nach Italien gekauft hatte.

Und es zeigt auch, dass wir manchmal das Gegenteil von dem erreichen, was wir eigentlich beabsichtigen. Aus „unkompliziert wollen“ wird „kompliziert machen“.

In Christas Fall hätte ein offenes Gespräch mit ihrem Partner viel Klarheit schaffen können. Indem wir lernen, unsere Gedanken zu beobachten und zu hinterfragen, können wir uns selbst und unsere Beziehungen entlasten. Es sind nicht allein große Blumensträuße, die eine Beziehung stärken, sondern die kleinen, alltäglichen Gespräche über die Dinge, die uns bewegen.

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