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Fallbeispiel
DU BIST DOCH NUR EIFERSÜCHTIG
Wer im Streit um die richtige Definition eines Wortes wie Eifersucht ringt, kommt in der Sache überhaupt nicht weiter. Derjenige, von dem die „sachliche“ Initiative ausgeht, zeigt sich nach außen hin seinem Partner zugewandt, aber letzten Endes tritt er auf die Bremse, um sich nicht wirklich die Not des Partners anhören zu müssen.
Ausgangssituation
Manuelas Mann Bernd hat mehrere gute Freundinnen, mit denen er sich regelmäßig für gemeinsame Unternehmungen trifft und sich auch viel übers Handy austauscht. Sie rufen ihn an, wenn in deren Ehe der Romantikmond gerade schief hängt. Bernd ist für sie eine Art Kummerkasten, ein guter Freund, bei dem sie sich ausheulen.
Manuela kann und will ihm nicht vorwerfen, dass er fremd geht. Aber sie wünscht sich von ihm, dass er sich mehr um sie kümmert. Dass er ihr mehr zuhört, ihren Befindlichkeiten, ihren Gefühlen und ihren Bedürfnissen ein Ohr schenkt, dass er mehr mit ihr zusammen ist statt mit Bärbel und Jutta.
Seine Antwort ist stets: „Du bist ja nur eifersüchtig!“
Manuela aber erlebt keine Eifersucht und sagt: „Nein, ich will nur mehr mit dir zusammen sein. Und ich wünsche mir, dass du mir mehr zuhörst, wie es mir geht!“
„Natürlich bist du eifersüchtig!“
Verhalten
Damit ist das Gespräch in der Regel zu Ende. Er beharrt darauf, dass sie eifersüchtig ist und dass sie lernen müsse, damit umzugehen. Sie widerspricht, sie sei nicht eifersüchtig.
Ab diesem Zeitpunkt des Gesprächs geht es nur noch darum, wer recht hatte. Das Thema verlagert sich ratzfatz zu einer unwürdigen Diskussion darum, ob Manuela eifersüchtig ist oder nicht.
Für Bernd ist das eine komfortable Situation: er muss Manuela nicht zuhören oder kann seine mögliche Angst vor echter emotionaler Nähe weiter verborgen halten. Auf der sachlichen „Definitionsebene“ ist er stark. Für Manuela aber ist es frustrierend, weil sie sich ungehört und ausgegrenzt fühlt.
Die Gespräche mit Bernd führen zu nichts.
Ergebnisse
Wer im Streit um die richtige Definition eines Wortes wie Eifersucht ringt, kommt in der Sache überhaupt nicht weiter. Derjenige, von dem die „sachliche“ Initiative ausgeht, zeigt sich nach außen hin seinem Partner zugewandt, aber letzten Endes tritt er auf die Bremse, um nicht wirklich die Not des Partners hören zu müssen.