Kommunikationsmodell von F. Schulz von Thun
Wie Missverständnisse entstehen und wie Du sie vermeidest.
Kennst Du das? Du redest ganz normal mit Deinem Partner und plötzlich dreht der am Rad … Was läuft da schief in der Kommunikation? Einiges – und in diesem Beitrag will ich Dir anhand des Kommunikationsmodells von Friedemann Schulz von Thun beschreiben, warum unsere Kommunikation oft daneben geht und wie Du es in Zukunft besser machen kannst.
Achtsame Kommunikation ist eine besondere Kunst. Und gleichzeitig ganz einfach und ohne Missverständnisse möglich. Man muss sich nur ein bisschen damit beschäftigen.
Effektives Kommunikationsmodell
Kommunikationsmodelle wie das von Friedrich Schulz von Thun versuchen die Regeln hinter einer guten Kommunikation zu erforschen. Sein „4-Ohren-4-Schnäbel-Modell“ zeigt, wie schnell Missverständnisse entstehen und wie sie aus der Welt geschafft werden können.
Wer sich mit diesem Modell auseinandersetzt, der wird nach nur kurzer Zeit viele AHA-Erlebnisse haben.
Es ist nicht immer leicht, sich in die Schuhe eines anderen zu stellen und zu verstehen, wie unsere Worte ankommen. Das 4-Ohren-Modell hilft Dir, richtig hinzuhören, gezielt nachzufragen und die Aussagen zu klären.
So vermeidest Du Missverständnisse und kommst Deinem Partner wieder näher.
Das 4-Ohren-Modell - eine kurze Definition:
Das 4-Ohren-Modell, entwickelt vom Hamburger Professor Schulz von Thun, zeigt, dass jede Nachricht oder jeder ausgesprochene Satz 4 verschiedene Ebenen enthält. Wer diese 4 Ebenen kennt, formuliert viel klarer und vermeidet unnötige Missverständnisse.
Diese 4 Ebenen sind
* Sachebene: sie bezieht sich auf den rein sachlichen Inhalt einer Nachricht.
* Selbstoffenbarung: das ist die Ebene, wo der Sprecher etwas über sich selbst preisgibt. Es geht um seine Gefühle, Meinungen, Werte oder Bedürfnisse.
* Beziehungsebene: sie gibt Aufschluss darüber, wie der Sprecher zum Empfänger steht und was er von ihm hält.
* Appellebene: drückt aus, was der Sprecher vom Empfänger erwartet. Was soll der tun oder lassen.
Wir kommunizieren immer auf all diesen Ebenen. Der Sender und der Empfänger – nur mit unterschiedlicher Gewichtung. Je nachdem, welche Ebene wir verstärkt „heraushören“, forciert es Missverständnisse.
Dieses Kommunikationsmodell von Schulz von Thun kennt 4 Ebenen sowohl beim Sender (4 Schnäbel) als auch beim Empfänger (4 Ohren). Deshalb heißt es eben 4-Schnäbel-4-Ohren-Modell.
KonfliktE zwischen den Ebenen
Diese 4 Ebenen schwingen zwar bei jedem Satz/Gespräch immer mit, aber jeder von uns hat seine Vorlieben für die ein oder andere Ebene. Der „sachliche Typ“ versucht sich vor allem mit neutralen sachlichen Aussagen, während der „Beziehungstyp“ viele auf sich bezieht.
Ein Beispiel: Ein Paar fährt Auto. Sie fährt, er ist Beifahrer. Sie fahren auf eine Ampel zu, die auf Gelb springt. Er, der „sachliche Typ“, sagt: „Gleich ist die Ampel rot“. Sie, die die Aussagen ihrer Mitmenschen gern auf der Beziehungsebene erlebt, fühlt sich bevormundet und kontrolliert. Sie sagt: „Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“
Zum besseren Verständnis dieses Kommunikationsmodells hier weitere Beispiele aus unserem Alltagsleben. Du wirst schnell verstehen, warum manche Gespräche nicht richtig laufen …
Konflikt zwischen Gesagtem und Gehörtem
Beispiel Thema Hausarbeit bei Hans und Petra
Petra sagt zu ihrem Partner: „Die Küche muss noch aufgeräumt werden.“
Sie (mit ihren 4 Schnäbeln) meint auf der
– Sachebene: „Die Küche ist unaufgeräumt.“
– Beziehungsebene: „Ich sehe uns als Team und denke, dass wir gemeinsam für die Ordnung sorgen sollten.“
– Selbstoffenbarung: „Ich fühle mich überfordert, wenn ich es allein machen muss, und brauche Deine Unterstützung.“
– Appellebene: „Hilf mir bitte beim Aufräumen der Küche.“
Hans (mit seinen 4 Ohren) hört
– Sachebene: „Die Küche ist unaufgeräumt.“
– Beziehungsebene: „Als mein Partner sollte ich dir nicht alles sagen müssen.“
– Selbstoffenbarung: „Ich bin genervt von deiner Untätigkeit und Faulheit.“
– Appellebene: „Mach endlich deinen Teil der Arbeit.“
Sprechen und Hören findet immer auf allen vier Ebenen statt.
Angenommen, dass Petra ihre „unausgesprochene“ Bitte um Hilfe wichtig ist, aber Hans vor allem den Vorwurf heraushört, dass er untätig und faul ist, dann werden die beiden keinen gemütlichen Abend haben.
Statt gemeinsam aufzuräumen diskutieren die beiden darüber, wer mehr tut und wer weniger.
Wenn das Ohr nicht hört, was der Schnabel sagt
Beispiel „Verlegter Schlüssel“ bei Jutta und Marian.
Jutta sagt zu ihrem Mann Marian: „Ich finde meinen Schlüssel nicht.“
Jutta (mit ihren 4 Schnäbeln) meint auf der
– Sachebene: „Mein Schlüssel ist weg.“
– Beziehungsebene: „Von dir als mein Partner kann ich erwarten, dass du mir hilfst.“
– Selbstoffenbarung: „Ich hab’s eilig und bin gestresst.“
– Appellebene: „Hilf mir, den Schlüssel zu finden.“
Marian (mit seinen 4 Ohren) hört auf der
– Sachebene: „Ihr Schlüssel ist weg.“
– Beziehungsebene: „Ich weiß schon, dass ich schuld sein soll, dass du den Schlüssel nicht findest.“
– Selbstoffenbarung: „Ich bin unorganisiert und habe meine Sachen nicht im Griff.“
– Appellebene: „Beweg dich und hilf mir bei der Suche.“
Wenn Jutta nur sachlich aufklären will, warum sie gerade die Wohnung auf den Kopf stellt, aber Marian heraushört, dass er helfen soll, obwohl er „Besseres“ zu tun hat, dann werden sich die beiden schnell in den Haaren liegen.
Anhand dieser Beispiele kannst Du sehen, wie einfach Missverständnisse aufkommen und wie wichtig es ist, achtsam miteinander zu sprechen und genau hinzuhören.
Das Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun sollte man als Spickzettel bei jedem Streit und jedem Missverständnis bei sich tragen.
Wie das Kommunikationsmodell hilft
Jetzt, wo wir gesehen haben, wie leicht Missverständnisse entstehen, lass uns darüber sprechen, wie Du und Dein Partner mit Hilfe des 4-Ohren-4-Schnäbel-Modells eure Kommunikation so verbessert, dass unnötige Diskussionen demnächst Geschichte sind.
Die nachfolgenden Impulse zur besseren Kommunikation mit dem 4-Ohren-4-Schnäbel-Modell haben sich bewährt.
Zuhören und Nachfragen
Wenn Dein Partner etwas sagt, höre erstmal ganz bewusst zu, ohne ihn zu unterbrechen Du musst nicht wie aus der Pistole geschossen reagieren. Frag nach, wie er oder sie die Aussage meint, bevor Du antwortest. Zum Beispiel: „Du hast gesagt, dass die Küche noch nicht aufgeräumt ist. Meinst du, dass wir das zusammen machen oder denkst du, ich sollte das allein tun?“
Eigene Befindlichkeit ausdrücken
Teile Deinem Partner mit, wie Du Dich fühlst, anstatt Vorwürfe zu machen. Zum Beispiel: „Ich fühle mich überfordert und brauche deine Hilfe beim Aufräumen der Küche“ anstelle von „Du hilfst nie im Haushalt!“.
Auf die Beziehungsebene achten
Sei Dir bewusst, dass Dein Partner oft eine emotionale Botschaft hinter Deinen Worten hört. Versuche daher, Deine Aussagen so zu formulieren, dass sie die Beziehung stärken. Statt „Du hast nie Zeit für mich“ könntest Du sagen: „Ich vermisse unsere gemeinsame Zeit und würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen.“
Selbstoffenbarung einbauen
Lass Deinen Partner wissen, was in Dir vorgeht. Anstatt nur zu sagen „Ich finde meinen Schlüssel nicht.“ und zu hoffen, Dein Partner hört den Appell von alleine heraus, sage: „Ich bin in eile und will den Schlüssel schnell finden. Magst du mir helfen?“
Gemeinsam reflektieren
Nehmt euch regelmäßig Zeit, um über eure Kommunikation zu sprechen. Was hat gut funktioniert? Wo gab es Missverständnisse? Was hat zum Streit geführt? So könnt ihr gemeinsam wachsen und eure Beziehung vertiefen.
Geduld und Humor
Missverständnisse werden immer mal wieder passieren. Wichtig ist, dass ihr geduldig und humorvoll damit umgeht. Lacht über kleine Missverständnisse und lernt daraus.
Übrigens ist es eine feine Sache, wenn ihr euch beide mit dem Kommunikationsmodell von Schulz von Thun beschäftigt. Das ist die beste Voraussetzung für eine klare Kommunikation.
das Kommunikationsmodell in der Praxis
Wie Kommunikation und Empathie schiefgehen können, zeigt folgender Fall aus meiner Praxis:
Ein junges Paar (Vanessa und Kevin, Namen geändert) kennt sich seit 7 Wochen. Sie treffen sich oft. Er sagt immer wieder, dass er nicht weiß, ob er bereit ist für eine neue Beziehung und betont, dass diese Unklarheit nichts mit ihr zu tun hat, sondern das Problem ganz allein bei ihm liegt.
Ich frage Vanessa im DailyChat, welche Ich-Botschaften und welche Appelle sie aus seinen Nachrichten raushört. Ihre Antwort: “Kevin fühlt sich unsicher mit der jetzigen Situation, das Problem liegt ganz bei ihm und nicht bei mir “. Appell: “Er wünscht sich mehr Freiraum und ich soll den Fehler nicht bei mir suchen.“
Hindernisse
Soweit so gut. Im Chat hake ich nach: „Was macht es mir Dir, wenn Du das „raushörst“?
Sie antwortet: „Also ich hinterfrage natürlich, liegt es wirklich nicht an mir, hab ich etwas „falsch“ gemacht … „
Vanessa kann zwar heraushören, was ihr Kevin sagen will, aber ignoriert seinen Appell („das Problem liegt nur bei mir und nicht bei Dir“) und reagiert – wie gewohnt -, indem sie den Fehler bei sich sucht.
Bei einem Klärungsgespräch zwischen den beiden würde sie möglicherweise gar nicht auf ihn eingehen, sondern mit ihm über ihre Einschätzung reden wollen. Etwa so: „Ich bin mir sicher, dass ich etwas falsch gemacht habe. Sei ehrlich, was ist es.“
Er würde vielleicht sagen: „Nein, es liegt nicht an dir!“
Sie: „Doch doch, es muss an mir liegen!“
Mit dieser Grundhaltung kann sie gar nicht auf ihn eingehen. Sie kann sich nicht emphatisch zeigen, weil ihr ihre Selbstdemontage und das Festhalten an ihren Glaubenssätzen unbewusst wichtiger ist als auf Kevin einzugehen.
DAs lernen mit dem Kommunikationsmodell
Im Kommunikationstraining ist es wichtig, Vanessas Aufmerksamkeit von der „automatisierten“ Fehlersuche bei sich umzulenken auf seine Aussagen. Auf allen Kommunikationsebenen:
Was sagt er tatsächlich?
Was könnte er auf den anderen Ebenen meinen?
Was hörst du tatsächlich raus?
Coaching ist keine große Sache, sondern das Arbeiten an kleinen Dingen und am Verständnis der Kommunikationsebenen, um so gegenseitiges Verständnis zu fördern.
Das 4-Ohren-Modell als Kommunikationsmodell zeigt Dir, dass jede Nachricht 4-schichtig ist und oft mehr bedeutet, als es auf den ersten Blick erkennbar ist. Kommunikation besteht nicht nur aus Worten, sondern auch aus den dahinter liegenden Gefühlen und Erwartungen.
Diese 4 Ebenen auf der Seite des Senders und der des Empfängers machen die „normalen“ Alltagsgespräche manchmal richtig richtig schwierig.
So verbesserst Du Deine Kommunikation
Verstehst Du jetzt am Ende des Artikels besser, warum es in Deiner Partnerschaft zu Missverständnissen und Streit kommt. Und warum sich man ohne Kenntnis dieser 4 Ebenen nicht wirklich verständigen kann. Warum ihr aneinander vorbeiredet?
Wäre es nicht schön, endlich wieder echte und tiefe Gespräche über eure gemeinsame Zukunft zu führen?
Arm im Arm einen spannenden Film zu schauen?
Hand in Hand durch die Innenstadt zu flanieren?
Du willst nicht, dass Dein Leben, Deine Beziehung weiter vor sich hinplätschert?
Weil Du endlich verstanden hast, dass das Leben zu kurz und kostbar dafür ist?
Weil Du Deinen Partner – obwohl er neben Dir lebt – aus tiefstem Herzen vermisst?
Dann vereinbare jetzt einen Termin für ein kostenfreies Kennenlern-Gespräch, um mit mir zusammen Deine Kommunikation klar zu kriegen und Deine Beziehung zu verbessern.