Wie seine Bedürfnisse befriedigen

Das Geheimnis der Lebensfreude: Die Macht der erfüllten Bedürfnisse

Unsere Bedürfnisse sind die großen inneren Motivatoren, die uns antreiben. Werden sie erfüllt, sind wir glücklich. Bleiben sie unbefriedigt, sind wir frustriert. Welche Rolle spielt dabei der Partner?

Unter einem Bedürfnis versteht man einen Zustand oder das Empfinden eines Mangels, den man beheben möchte. Je länger dieser Mangel dauert, desto drängender wird das Verlangen nach Bedürfnisbefriedigung.

Wir haben ständig Bedürfnisse, die befriedigt werden wollen; in der Alltagssprache benutzen wir häufig Begriffe wie (Herzens-)Wunsch, Anspruch oder auch Verlangen, Streben und meinen damit ein Bedürfnis.

Dabei denken wir an Dinge des materiellen Lebens wie Essen oder Trinken, Kleidung oder eine Wohnung, ein Auto, aber natürlich zählen auch Aktivitäten wie Sport treiben, körperliche Berührungen oder Sexualität zu unseren Bedürfnissen. Eine Übersicht, nach welchen Kriterien Bedürfnisse eingeteilt werden, findest du auf Wikipedia.

Glaubenssätze steuern unbewusst unsere Bedürfnisse („Ich brauche morgens einen Kaffee, sonst werde ich nicht wach!“). Solche Überzeugungen verhalten sich wie mentale Bedürfnisse, die ebenfalls befriedigt werden wollen. Es ist bei diesem Beispiel so gut wie gar nicht möglich, zwischen Bedürfnis und Glaubensatz zu trennen.

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Der Sprecher hat das Bedürfnis nach einem Kaffee, und der Nebensatz ist nur eine Rechtfertigung und Erklärung. In vielen Situationen trauen wir uns gar nicht mehr, unser Bedürfnis als Bedürfnis stehen zu lassen und zu befriedigen. Eine Erklärung muss her.

Zum Beispiel wünschen sich viele Menschen einen respektvollen Umgang miteinander. In einem solchen Fall ist die Befriedigung sehr schwierig, weil andere Personen nicht immer mitmachen oder andere Vorstellungen von einem respektvollen Umgang haben. Die  fehlende Bedürfnisbefriedigung führt in Beziehungen natürlich zu einer permanenten Unzufriedenheit.

BEDÜRFNISSE ALS TREIBENDE KRAFT​

Unsere Bedürfnisse sind nicht nur die treibende Kraft hinter unseren Aktivitäten, sondern auch für unsere Glaubenssätze über bestimmte Tatsachen. Wenn wir erleben, dass bestimmte Sachverhalte nicht nach unseren Vorstellungen erfüllt werden, desto eher geraten wir in einen Denkzwang und das Gedankenkarussell lässt uns nicht mehr schlafen.

Wenn wir den Drang nach körperlicher Aktivität haben und uns sportlich betätigen, wissen wir danach, wofür wir sportlich unterwegs waren. Unser Körper fühlt sich wie erneuert an. Nicht selten haben wir nach der Bedürfnisbefriedigung ein Gefühl von großer Zufriedenheit und Erfüllung.

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FORMEN VON GRUNDBEDÜRFNISSEN​

Manfred Max-Neef ein – chilenischer Ökonom mit deutscher Herkunft – entwickelte in den 1990er-Jahren ein Modell, das neun menschliche Grundbedürfnisse umfasst. Viele unserer täglichen Bedürfnisse lassen sich in eine dieser Kategorien zuordnen.

1 – Materielle Lebensgrundlage​

Die Bedürfnisbefriedigung strebt danach, körperlich und geistig gesund zu bleiben. Körperliche Bewegung. Ausreichend Nahrung. Ein Dach über dem Kopf und auch Arbeit zu haben. Sexuelle Fortpflanzung, und sich ein passendes Lebensumfeld zu gestalten.

2 – Sicherheit und Schutz

Es ist das Grundbedürfnis nach Geborgenheit und Solidarität. In sozialer Sicherheit zu leben. Abgesichert sein (Geld auf der hohen Kante, Lebensversicherungen, Krankenversicherung). Rechte zu haben. Einerseits Selbständigkeit, andererseits Kooperation mit anderen.

3 – Zuwendung und Liebe

Stichworte für dieses Bedürfnis sind Selbstachtung, Selbstwertgefühl. Solidarität, Respekt und Toleranz. Erfüllte Partnerschaft, Familie, Freundschaft. Selbstliebe und die Liebe zu anderen. Uneingeschränkter Ausdruck seiner Bedürfnisse, Wünsche und Grundgefühle. Gedanken. Füreinander dasein und in einer Gemeinschaft leben.

4 – Verstehen und Verständnis​

Dieses Bedürfnis zeigt sich als Neugier und gleichzeitig analytischer Vernunft. Forschergeist und Experimentierfreude. Lern- auf Aufnahmebereitschaft. Sein Wissen und seine Fähigkeiten mit anderen teilen.

5 – Mitbestimmung und Teilnahme​

Bedürfnis nach: sich anzupassen; Solidarität zu erleben und zu leben. Engagement. Leidenschaftlichkeit, Lebendigkeit. Verantwortung und Pflichten übernehmen. Leistungsbereitschaft. Kooperieren, Meinungen austauschen, mitbestimmen. Einer Gemeinschaft angehören wie beispielsweise einer Partei, einer Kirche und sich bewusst in eine Gemeinde, der Nachbarschaft oder Familie einzubringen.

6 – Muße und Müßiggang

Bedürfnisbefriedigung durch die Suche nach Ruhe und Beschaulichkeit, sich seinen Phantasien hingeben. Spielen und Feiern. Carpe diem. In der Vergangenheit schwelgen. Freizeit und Momente der Sorglosigkeit genießen.

7 – Kreativität​

Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit und Selbstverwirklichung: Etwas schaffen oder erfinden. Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen und produktiv sein. Frei über die eigene Zeit verfügen.

8 - Identität

Bedürfnis sich abzugrenzen, sich selbst zu achten und sich selbst zu behaupten. In seinen Bezugsgruppen den eigenen Platz zu finden und zu definieren. Sich selbst zu kennen und sich selbst zu verwirklichen; sich als Persönlichkeit weiterentwickeln.

9 – Freiheit​

Stichworte für dieses Grundbedürfnis sind Freiraum, Autonomie und Mut. Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit.

BEDÜRFNISBEFRIEDIGUNG​

Werte als immaterielle Bedürfnisse befriedigen ist sehr schwierig, weil die körperlichen Signale wie Gefühle und Empfindungen uneindeutig sind. Oder wir – als vernunftbegabte Wesen – trauen diesen Signalen nicht mehr über den Weg. So versuchen wir, die Situation mit dem Verstand zu begreifen und zu verstehen.

Der Verstand mit seinen Wertvorstellungen und Glaubenssätzen ist auch die Instanz, die bewertet, ob und wie seine Glaubenssätze und Erwartungen in Erfüllung gegangen sind. Dabei ist er spitzfindig und findet auch immer wieder Details, an denen er etwas aussetzen kann.

Erwartungen sind die "Bedürfnisse" des Verstandes.

Geht es bei der Bedürfnisbefriedigung um materielle Dinge, ist es relativ leicht, das zu befriedigen. Vorausgesetzt, das Geld reicht.

Auch ein körperliches Bedürfnis befriedigen liegt weitestgehend in unserer eigenen Hand. Manchmal müssen wir halt den inneren Schweinehund überwinden.

Strategien zur Bedürfnisbefriedigung​

Auf der einen Seite stehen die Bedürfnisse, und auf der anderen Seite die Art und Weise, sie zu befriedigen. Oder: hier die Wünsche, dort ihre Erfüllung.

Obwohl wir sehen, dass jeder Mensch anders mit seiner Bedürfnisbefriedigung umgeht, scheint uns das nicht immer bewusst zu sein, wie groß die Unterschiede sind und dass wir eine Wahl haben. Sicherlich ist die Art und Weise, wie wir unsere Bedürfnisse befriedigen, die einzig wahre. Doch auf immer und ewig?

Verdeutlichen wir uns die unterschiedliche Bedürfnisbefriedigung am Beispiel des Essens. Ein Zen-buddhistischer Mönch konzentriert sich beim Essen auf den Vorgang des Essens. Er macht nichts anders. Er achtet auf den Geschmack, auf die Konsistenz. Er ist ganz bei der Sache.

Wir hier in Europa, wo wir das gesellige Beisammensein beim Essen schätzen und kultivieren, reden und reden, essen ganz nebenher. Kauen und reden. Manch einer schafft es sogar, vieles gleichzeitig zu machen: Fernsehen schauen, Zeitschrift lesen, sich zu unterhalten, den Hund oder die Katze streicheln, und essen.

In hochtourigen Berufen, in denen eine Deadline die Arbeit treibt, wird neben der Arbeit – irgendwie – gegessen.

Bedürfnisbefriedigung hat offensichtlich sehr unterschiedliche Ausprägungen, sprich Strategien.

WAHLMÖGLICHKEITEN​

Wer glaubt, es gebe nur eine Möglichkeit, seine Bedürfnisse zu befriedigen, steht möglicherweise irgendwann einmal vor einer festgefahrenen Situation. Weil er glaubt, seine „altgediente“ Strategie sei der einzige Weg zur Bedürfnisbefriedigung, ist nicht offen genug für neue Möglichkeiten, die es in einer neuen Lebenssituation braucht.

Um das zu verdeutlichen, nehmen wir das Beispiel „körperliche Bewegung“ als Bedürfnis. In ihren jungen Jahren üben die meisten Menschen dieses Bedürfnis mit ihrer ganzen Kraft aus, messen sich mit anderen und haben „ihre“ Sportart.

Dann kommen vielleicht Verletzungen oder ein zeitfressender Beruf oder eine Familie dazwischen, um „seinem“ Sport mit derselben Leidenschaft und Intensität wie vorher nachzugehen. Aber das Grundbedürfnis nach körperlicher Bewegung ist geblieben, und ihre Befriedigung macht uns glücklich.

Wer sich bewusst ist, dass sein eigentliches Bedürfnis nicht unbedingt eine bestimmte Sportart ist, sondern körperliche Bewegung als solches, der kann sich nach einer Möglichkeit umschauen, die diesem Bedürfnis entspricht. Aus Handball oder Fußball wird vielleicht Langlauf, aus Langlauf irgendwann Nordic Walking, aus Nordic Walking wird Morgengymnastik am offenen Fenster.

Alles zu seiner Zeit.

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