aufgesetzte freude

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Fallbeispiel

Wenn FREUDE vorgespielt wird

Ausgangssituation

Yvonne ist frisch in ein Studentenwohnheim gezogen und findet sich in einer ungewohnten Situation wieder. Auf ihrer Wohnetage fühlt sie sich von ihren Mitbewohnerinnen ausgeschlossen. Das Lachen und die lockeren Gespräche, die durch die Gänge hallen, lassen sie eher außen vor als Teil davon fühlen. Besonders Selma, eine Mitbewohnerin, sticht für Yvonne heraus. Jedes Mal, wenn Selma in den Raum kommt, wirkt sie, als hätte sie den ganzen Tag nichts anderes als Glück und Freude erfahren. Für Yvonne ist das schwer zu ertragen.

 

Verhalten

„Selma ist einfach zu fröhlich“, erzählt Yvonne, fast ein bisschen genervt. „Kein Mensch kann ständig so gut drauf sein. Das ist einfach gespielt!“

„Fühlst du dich dadurch ausgeschlossen?“ hake ich nach.

„Ja! Es wirkt, als wäre ihre Freude eine Mauer, durch die ich nicht durchkomme. Und ehrlich gesagt, will ich das auch nicht!“

„Weil du denkst, diese Fröhlichkeit ist nicht echt?“

„Ganz genau“, sagt sie und verdreht die Augen. „Wer kann schon so tun, als gäbe es nie Probleme?“

„Wie gehst du dann mit ihr um?“ frage ich weiter.

„Ich versuche, sie zu ignorieren“, gesteht sie. „Wenn sie in die Küche kommt, bin ich plötzlich total beschäftigt mit meinem Gemüse. Ich sage kaum Hallo, als wäre sie gar nicht da.“

„Also spielst du selbst auch eine Rolle?“

Das bringt sie kurz zum Nachdenken. Dann lacht sie plötzlich auf. „Stimmt! Ich spiele die beleidigte Leberwurst!“

In diesem Moment wird Yvonne klar, dass sie sich selbst von ihrer Mitbewohnerin abgrenzt. Ihre Überzeugung, dass niemand immer gut gelaunt sein kann, blockiert sie. Und indem sie sich in die Rolle der „beleidigten Leberwurst“ begibt, sorgt sie selbst dafür, dass es keinen echten Kontakt gibt. Sie schafft Distanz, bevor es Selma überhaupt versuchen kann.

 

Ergebnisse

Nach unserem Gespräch ändert sich Yvonnes Blickwinkel. Sie beginnt, offener auf ihre Mitbewohnerinnen zuzugehen. Die Kontakte normalisieren sich, und das Klima auf der Etage wird entspannter. Und irgendwann gesteht Yvonne mit einem schiefen Lächeln: „Weißt du, es gibt wirklich Menschen, die einfach immer gut gelaunt sind. Vielleicht ist das einfach… Selma.“

 

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