Was verhindert emotionale Nähe?

Einsam statt verbunden: Wenn die Angst vor Nähe die Oberhand gewinnt

Oft ist es unsere eigene Unsicherheit, ob wir vom Partner erwünscht sind. Das Abwarten und auf ein Zeichen hoffen, dass er uns will. Aber werden wir dann wirklich aktiv, Nähe herzustellen, wenn wir uns erwünscht fühlen oder machen wir uns etwas vor?

Irgendwann, wenn das erste Verliebtsein kippt, entsteht Unsicherheit und wir fragen uns, ob uns der Partner noch liebt. Wir ziehen uns vorsichtshalber ein Stück weit zurück. Dem Partner zuliebe. Uns zuliebe. Und in diesem Spalt, der zwischen uns wächst, breitet sich die Kälte nach allen Seiten aus.

Und wir warten darauf, dass uns der Partner ein Zeichen gibt. Doch was für ein Zeichen? Dass wir erwünscht sind? Dass wir aktiv werden und uns dem Partner anvertrauen dürfen?

Die Sehnsucht nach Anerkennung und Selbstliebe treibt uns an, uns ständig mit anderen zu vergleichen und uns selbst zu optimieren. Wir vertrösten die hungernde Seele auf die nächste Woche, den nächsten Monat, das nächstes Jahr – dann werden wir uns selbst lieben. Aber vorher bitte noch eine Runde Selbstoptimierung.

Es ist paradox. Selbst wenn uns die anderen bewundern – für was auch immer: Wir können ihre Bewunderung und Liebe gar nicht wahrnehmen und annehmen, solange wir uns selbst nicht lieben. Theoretisch wir könnten uns sagen: Wenn diese oder jener diese Qualitäten an mir mag, dann scheint es ja gar nicht so schlimm zu sein.

Ein Beispiel: Wenn sich jemand selbst für unmusikalisch hält, aber ein Freund ihn für sehr musikalisch hält, könnte er das glauben und meine Musikalität schätzen. Aber es geht nicht

MANGELNDES SELBSTWERTGEFÜHL

Egal wie sehr uns die anderen mögen oder lieben. Wir können es nicht einfach „übernehmen“. Ein Selbstwertgefühl und die Liebe zu sich selbst müssen wir uns in kleinen Schritten erarbeiten.

Aber solange wir uns nicht in unserer Haut wohl fühlen und keine Verbindung zu unseren Emotionen und Qualitäten aufnehmen können, wird jede emotionale Nähe mit unserem Partner verhindert.

Was wir dem Partner ohne Selbstwertgefühl anbieten ist eine leere Hülle von uns, die keinen Kontakt zu unserem wahren Kern hat.

Fallbeispiel, wie Glaubenssätze emotionale Nähe verhindern.

Fallbeispiel

Wie Glaubenssätze emotionale Nähe verhindern

Anna ist 25 Jahre alt und in einer glücklichen Beziehung mit Peter. Sie verbringen viel Zeit miteinander, doch zieht sich Anna seit einigen Monaten immer mehr zurück. Im Verlauf des Coachings stellt sich heraus, dass sie das Gefühl hat, dass sie Peter nicht verdient hat. Dass sie nicht gut genug für ihn ist.

In unserem Gespräch finden wir herauszufinden, woher dieser Glaubenssatz kommt. Sie ist in einer Familie aufgewachsen, in der sie sich nicht geliebt und wertgeschätzt fühlte. Ihre Eltern stritten oft und waren mit sich und ihren Problemen beschäftigt. Anna kam sich vor wie ein fünftes Rad am Wagen.

In den folgenden Tagen sollte Anna ganz gezielt nach „Beweisen“ für die scheinbare Richtigkeit ihrer Glaubenssätze suchen. Im ersten Moment war das nicht so einfach. Aber mit der Zeit entdeckte sie immer mehr Situationen, die ihr „bewiesen“, dass ihre Glaubenssätze nicht aus der Luft gegriffen waren.

Als Beispiel fiel ihr ein: Als Peter einmal sehr spät von der Arbeit heimkam, war das für Anna der Beweis, dass er sich nicht mehr für sie interessierte. Sie war es nicht wert ist. Früher hätte sie Peter gar nicht angesprochen und den Beweis so stehen lassen. Aber dank des Coachings war es ihr möglich, mit Peter darüber zu sprechen und zuzuhören, warum er so spät nach Hause gekommen ist. 

Dieser Prozess, in dem wir die „Beweise“ für die Richtigkeit unserer Glaubenssätze loslassen, ist nicht einfach. Aber Anna war entschlossen, sich von diesen blockierenden Glaubenssätzen zu befreien. Mit der Zeit wurde sie selbstbewusster und sicherer, und sie konnte nach und nach wieder emotionale Nähe zulassen und sich Peter anvertrauen. 

Dann halten wir die Wertschätzung und Anerkennung und Liebe für freundliche Täuschungsmanöver. Wer sich selbst nicht liebt, kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, geliebt zu werden. Wer sich selbst nicht fühlt, kann auch die Nähe des Partners nicht fühlen.
 

Die Bewunderung durch andere ist ohnehin ein schlechter Ersatz für Liebe. Die Bewunderung kann Selbstliebe nicht ersetzen.

Unsere Seele braucht keinen optimierten Menschen, sondern braucht uns so wie wir sind. Unsere Seele will keine Maschine lieben, die von anderen bewundert wird.

Seelen lieben Seelen, die unvollkommen sind. Wir sind vollkommen unvollkommen. Wie die Natur. Kein Adler will schärfer sehen, kein Gänseblümchen größer wachsen. Gut ist perfekt genug.

Wie mag sich die Begegnung zwischen zwei Menschen an, die ihr schwächelndes Selbstwertgefühl mit Botox und Schönheits-OPs kompensiert haben?

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Innere Distanzlosigkeit​

Sie entsteht, wenn wir nicht klar trennen zwischen unseren eigenen Angelegenheiten und denen der anderen. Wenn wir die Aufgaben, die jeder von uns als Partner hat, durcheinander bringen. Wenn wir die Angelegenheit des Partners zu unserer eigenen machen.

Mal angenommen, wir wünschen uns von unserem Partner, dass er mehr Zeit mit uns verbringt. Da unser Lebensgefährte aber keine Anstalten macht, von sich aus mehr Zeit mit uns zu verbringen, wird unser Wunsch immer größer.

Wie fühlt sich das an? Du wünschst dir zwar mehr gemeinsame Zeit, aber er oder sie will nicht. Am liebsten würdest du in den Momenten von Streit und Enttäuschungen den Partner komplett umkrempeln – oder zumindest ein bisschen. Oder bist du frei von solchen Wünschen?

In einem solchen Momenten, in denen du deinem Partner erwartungsvoll gegenüber stehst und du hoffst, dass er dir deinen Wunsch von den Augen abliest: Fühlt es sich nach Nähe oder Distanz an?

Warum äußerst du nicht deinen Wunsch? Ist es vielleicht ein unheimlicher Geist in dir, der dir sagt: Ich darf mich nicht aufdrängen!

Wenn du dich aber mit diesem Glaubenssatz im Hinterkopf nicht äußerst, dann soll dein Partner die Nähe herstellen. Du übergibst ihm die Verantwortung für etwas, was du haben möchtest. Das meine ich mit innerer Distanzlosigkeit.

Sie entsteht, wenn wir unseren Partner nicht annehmen, wie er ist. Wenn wir ihn mit unseren Erwartungen aufblähen und ihn zu einem Menschen machen, der sich uns verweigert.

Mit unseren unausgesprochenen Bitten und Erwartungen sind wir distanzlos. Reagiert unser Partner aber nicht und kommt er nicht auf uns zu, kränkt uns das und wir halten uns nun frustriert auf Distanz.

An der Kränkung merken wir, dass wir trotz aller Wortlosigkeit distanzlos waren.

FEHLENDE SELBSTVERANTWORTUNG​

Selbstverantwortung setzt voraus, eine Wahl zwischen wenigstens zwei Optionen zu haben. Was emotionale Nähe betrifft, müssen wir uns entscheiden können, ob wir sie wollen oder nicht wollen.

Wir können uns mit einem Menschen nur dann angstfrei verbinden, wenn wir gleichzeitig wissen, dass wir die Verbindung jederzeit wieder lösen können.

Wenn wir Angst haben, uns in emotionaler Abhängigkeit vom Partner zu verlieren, lassen wir uns gar nicht erst auf ihn ein.

Genausowenig, wenn wir durch Druck zu Nähe gezwungen werden.

Emotionale Nähe braucht den souveränen Umgang mit Nähe und Distanz, mit Verbindung und Trennung.

Auch wer Angst vor Trennung oder Nähe hat, lässt sich nur ungern auf einen Partner ein.

Erwartungen und Enttäuschungen

Liebe passiert. Wir können sie weder herbei- noch wegzaubern. Nicht wenige verliebte Menschen verbieten sich Gespräche über Erwartungen an ihren Partner. Es könnte etwas ausgesprochen werden, was die Beziehung in Schieflage bringt.

Ohne Gespräche gerät die Beziehung in Schieflage, weil die Themen, die uns bewegen, unausgesprochen bleiben. Doch unsere Erwartungen bleiben, auch wenn wir sie nicht aussprechen.

Erwartungen, die der Partner nicht erfüllt, schaffen Frust und Distanz und verhindern emotionale Nähe. Wie geht man mit nicht erfüllten Erwartungen um?

Die Enttäuschung über unbefriedigte Wünsche und Bedürfnisse ist immer groß, wenn wir nicht wissen, wo die Enttäuschungen herrühren.

Es geht nicht um die Wünsche nach einem neuen Auto oder einer Reise in die Karibik, sondern über beziehungsstiftende Bedürfnisse.

Das Bedürfnis nach Nähe, nach Berührung und Intimität. Nach gutem Sex – aber was ist guter Sex, wenn wir nicht darüber reden? Jeder sieht es anders.

Unsere Erwartungen und Vorstellungen, unsere Bedürfnisse und Urteile haben sich schon früh wie Gäste mit Dauerkarte einquartiert. Und sie bleiben über all unsere Beziehungen hinaus bei uns. Höchste Zeit, sich um sie zu kümmern.

Wenn es mit der emotionalen Verbundenheit nicht ohne Gespräch klappt, ergeben sich Männer und Frauen mit hängenden Schultern ihrem Schicksal.

Die einen schweigen, die anderen streiten. Beide verzweifeln und ziehen sich resigniert zurück.

Denkmuster verhindern emotionale Nähe

Es gibt kaum ein Thema, bei dem unsere Denkmuster keine Rolle spielen. So ist es auch bei der Frage, wie wir emotionale Nähe verhindern. Wenn wir Angst haben, den Partner zu bedrängen, unser Bedürfnis nach mehr Nähe zu äußern, dann stecken dahinter Glaubenssätze der Kategorie „Ich nicht Ok. Ich bin es nicht wert!
 
Wir haben eine Vorsicht verinnerlicht, die es verhindert, dass wir uns mit unserer Lebendigkeit zeigen und uns dem Partner mit dieser Lebendigkeit zumuten.
 
Der Grund, uns über unsere Bedürfnissen und Wünsche nicht zu äußern, ist der, dass wir vom Partner oder der Partner von sich selbst erwartet, in irgendeiner Weise zu reagieren. Doch wie? Würden wir uns Zeit geben, würden wir einen Weg finden angemessen zu reagieren. Aber diese Zeit geben wir uns oft nicht.
 
Doch zunächst einmal müssen wir uns äußern – ganz ohne Erwartung an den Partner –, und erst dann können wir darüber reden, ob überhaupt reagiert werden kann oder muss. Im Gespräch zeigen wir uns und unsere Bedürfnisse.
Durch diesen Austausch im Gespräch entsteht Beziehung, und nicht durch unsere unausgesprochenen Erwartungen und stillen Forderungen an unseren Partner.
 

Eine Umfrage hat zeigt, welche Glaubenssätze Menschen davon abhält, ihre Bedürfnisse hinsichtlich mehr Nähe zu äußern.

Immerhin wollen 25 % ihren Partner nicht bedrängen wollen, knapp 20 % Prozent haben Angst vor einer Zurückweisung.

Aber zeigen die beiden Punkte nicht das Gleiche: Die Angst, seine Bedürfnisse zu äußern?

Ist es nicht erstaunlich, wie schnell in unserer Gesellschaft Menschen glauben, anderen Menschen mit unseren Bedürfnissen zu bedrängen?

Wer ein Zeichen von seinem Partner braucht, der macht es sich auch bequem. Er gibt die Verantworung für sein Wohlbefinden an den Partner ab, der irgendwie signalisieren soll, dass auch er mehr Nähe braucht. Kann man nur hoffen, dass der Partner nicht auch auf ein Zeichen wartet …
 
Doch wie geht es nach dem gegebenen Zeichen weiter? Nachdem der Partner also das Zeichen gegeben hat, muss derjenige, der darauf gewartet hat, aktiv werden. Nach vielleicht monate- oder jahrelanger Passivität wird das sicherlich schwierig, ganz unerwartet Nähe herstellen zu müssen. Wie macht man das eigentlich?
Ekke Scholz unterstützt mit seinem Progressivem Beziehungscoaching Menschen, die ihre Beziehungskrise überwinden wollen.

Ich bin Ekke Scholz – als Coach und Impulsgeber unterstütze ich Menschen dabei, ihre Beziehung zu stärken und wieder mehr Nähe, Leichtigkeit und Freude zu erleben. Mit praktischen Ansätzen und einer klaren Kommunikation begleite ich Dich Schritt für Schritt auf Deinem Weg.

Lass uns gemeinsam Deine Beziehung neu gestalten.

Egal welche Überzeugungen und Glaubenssätze es verhindert emotionale Nähe aufzubauen: Wir kommen nicht drumherum, uns für uns und unser Leben einzusetzen. Seine Glaubenssätze zu hinterfragen: Was verhindert emotionale Nähe bei mir? Und dadurch den Weg zu einem freien und lebendigen Lebenswandel mit mehr emotionaler Nähe zu finden.

PERFEKTIONISMUS​

Alle, die sich Perfektionismus auf die Fahne geschrieben haben, erleiden die Qualen des Tantalus. Von den Göttern bestraft sollte er auf alle Ewigkeit in einem kleinen Teich stehen und an unstillbarem Durst und Hunger leiden.

Sobald er sich bückte, um Wasser zu schöpfen, wich das Wasser zurück. Wenn er nach den Olivenzweigen über ihm griff, wichen die Äste zurück. Tantalus konnte weder seinen Durst noch Hunger stillen.

Wir wollen perfekt schlank sein, perfekt glatte Haut haben. Klüger sein. Wir wollen sportlicher sein, mehr Geld haben und es vor allem allen zeigen. Wir wollen mehr reisen oder Urlaub haben, um besser dazustehen und bei unseren Freunden mitreden zu können. Wir wollen die Familienfeste perfekt ausrichten, die Mitarbeiter perfekt führen. Unsere Perfektion soll perfekt sein.

Gefühle haben dabei nichts verloren.Wer weiß schon, wie der perfekte Zustand aussieht? Für die meisten Menschen ist es nur ein Motivationsanreiz, den sie nach dem Karotten-Prinzip vor sich herhalten. Dieser Möchte-Gern-Anreiz ist gleichzeitig unheilvoll, weil wir uns dadurch selbst klein machen. „Verzeiht mir, ich bin nicht perfekt. Aber beim nächsten Mal werde ich es bestimmt besser machen.“

Jeder kennt diese Sprüche.

Perfektion ist immer größer als wir es sind. Wir werden uns ewig nach ihr strecken.​

Es ist ein Unterschied, ob man sagt: „Das hätte ich besser machen müssen!“ oder „Das hätte ich anders machen können!“ Wir machen uns zum Tantalus, sobald wir glauben, dass wir es hätten besser machen können.
 

Perfektion ist ein anderer Ausdruck für Unerreichbarkeit.

Jedes Verlangen, die Dinge perfekt oder perfekter (was für eine Steigerung!) zu machen, geht hervor aus dem Gefühl hervor, dass wir nicht in Ordnung sind.

Wer das Bedürfnis nach Perfektion hat, will auch seine intimen Momente perfekt gestalten. Doch wie geht das?
In unseren intimen Momenten zeigen wir uns im besten Fall „kopflos“. Wir zeigen unsere Lebendigkeit, unsere Gefühle, wir öffnen unser Herz gegenüber dem Partner und öffnen das Herz für den Partner.
 
Das geht nur spontan und nicht mit einer verkopften Planung. Bei jeder Planung läuft immer Angst mit, dass die Planung über den Haufen geworfen werden könnte. Und Angst ist kein guter Geselle in unseren intimen Situationen.

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